Vorbei an Bogotá nach Honda

14.02.

 

Von Villa del Levya soll es heute weiter Richtung Bogota, eine acht Millionen Einwohner Stadt, gehen. Bleiben will ich in einer solchen Großstadt aber nicht. Mal sehen wie weit ich es schaffe und wie viel Lust ich so habe. Die Straßengebühren („Peaje“) brauchen Motorradfahrer nicht zu bezahlen. Ich kann hier trotz Gepäck überall locker rechts an den Straßengebührhäusern vorbei fahren. Sonst würde Kolumbien sehr teuer werden, denn an den vielen Mautstellen werden für ein Auto jeweils rund 3,30 € verlangt. Wahrscheinlich hat man an die vielen kleinen Moppeds gedacht und große Motorräder, die hier nicht so häufig rumfahren wie meine BMW F 650 GS können davon profitieren.

Vorbei an riesigen Kürbissen auf einer Höhe von 3.100 Metern über dem Meeresspiegel, am Stausee Sisga und über nicht asphaltierte Straßen zur Laguna de Guatavita. Dem zweit meist besuchten Ort nach Cartagena erklärt mir der junge Mann auf englisch am Eingang. Außer mir ist aber keiner hier und laufen will heute um den Vulkankrater nicht.

An blumigen Wiesen vorbei mit Blick auf die Berge, die stark an Deutschland erinnern

gelange ich nach Bogota

und bin in einer Stunde dann auch gleich wieder durch. Das reicht mir dann auch schon an Stadtverkehr, Menschenaufläufen und Hochhäusern.

Die Freude am fahren ist groß und so werden es tatsächlich mit der Durchquerung von Bogotá sechs Stunden Fahrt ohne Pause. Die ist jetzt aber von Nöten. Bei diesem Klima bekomme nicht nur ich Hunger und Durst.

Als ich dann in Villeta keine ausreichende Unterkunft sehe, entscheide ich mich doch noch bis nach Honda weiter zu fahren. Kurz vor Honda werde ich dann auch noch ausgebremst. Die alte Straße ist durch einen Bergrutsch vernichtet, eine neue im Bau befindlich und alle LKW dürfen erst morgen das Provisorium passieren. Gut, dass ich bereits etwas gegessen habe. Motorräder dürfen nur in Gruppen zu sechs einen kleinen provisorischen Weg passieren. Ich muss also noch auf fünf weitere Moppeds warten. Hoffe nur, dass das nicht mehr solange dauert. Und tatsächlich, während ich mich beim dritten Moppedfahrer nach einem Hotel erkundige, braust eine Gruppe mit fünf BMW FahrerInnen an. Es bleibt keine Zeit sich zu unterhalten, die Bauleiterin schickt alle sofort los zu einer kaum befahrbaren schlammigen Piste, über der zwei Bagger die neue Straße bauen.

Die Einheimischen sind ziemlich schnell mit ihren kleinen Moppeds durch. Mike, der Leiter der fünfer Gruppe auch. Dann ich. Das erste Schlammloch klappt noch ohne Probleme, das zweite ist zwar tiefer, ich kann es aber passieren und im dritten lande ich dann. Mike hilft mir wieder auf und weiter gehts. Das hat den zwei Mädels der fünfer Gruppe wohl Angst gemacht. Die Männer bringen die Motorräder jetzt rüber. Eine kurze Schrecksekunde haben wir aber alle noch als ein zwei Fußbälle großer Felsbrocken von oben durch den Bagger ausgelöst hinter Brians Motorrad vorbei rollt. Ehrlich Glück gehabt! Das hätte auch schlimm enden können.

Am anderen Ende angekommen erfahre ich dann, dass die Gruppe auch nach Honda will und bereits das Hotel Trampas gebucht hat. Das schließe ich mich gerne an. Wir kommen aber erst gar nicht los. Mike kommt zu mir und fragt mich, ob ich vielleicht einen Kupplungshebel dabei habe, weil Elisabeths F 650 GS umgefallen und der Kupplungshebel abgebrochen ist. Das Begleitfahrzeug der Gruppe musste den dreistündigen Umweg nehmen, hätte aber auch keinen Kupplngshebel dabei. Na klar habe ich sowas dabei! Muss ihn nur rauskrammen und los gehts. Die Gruppe ist begeistert und läd mich zum Dank ins Hotel, zum Essen und Trinken ein. Ein fantastisches Hotel mit großzügigen Räumen, nettem Ambiente und Swimmingpool. Der Abend wird für alle spannend: Alle sind ganz interessiert, was eine Frau alleine auf einer Weltreise so erlebt und was sie dazu bewegt hat. Ich erfahre, dass Mike der Inhaber des Hostels Casablanca in Cali ist. Und auch dorthin werde ich eingeladen, um in ca. einer Woche einen neunen Kupplungshebel zu bekommen. In der Gruppe fahren Brain Rathjenund seine Frau von der amerikanischen Motorradzeitschrift „Backroads Motorcycles, Travel & Adventure“ mit, die einen Artikel über Mikes Motorradtouren schreiben.