Valparaiso (22.05-29.05.)

22.05.

 

Die Fahrt führt über die Ruta Nr. 5 mit über drei Mautstellen für insgesamt drei Euro. Dann habe ich zwei Möglichkeiten, eine Tunneldurchfahrt für 1.700 Pesos oder die Straße über den Berg nehmen. Ich nehme die schöne und kurze Strecke über den Berg, aber mein fast leerer Tank nach über 350 Kilometern mit fast immer 120 km/h ist danach leer und ich bleibe zum ersten Mal seit Alaska liegen. Gut, dass ich noch etwas Sprit im Reservekanister habe, damit komme ich bis zur nächsten Tankstelle, die zwar immer auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn vorhanden waren, nicht aber auf meiner Seite Richtung Valparaiso.

In Valparaiso angekommen, fahre ich auch durch San Pablo mit seinen verrückten Hunden. Sie rennen mit den Motorrädern mit und wollen die Fahrer beißen. Ganz schön unangenehm, schließlich will ich keinen Hund überfahren, aber auch nicht gebissen werden.

Bei der Villa Kunterbunt (Quebrada 192, Valparaiso) komme ich am frühen Abend an. Und die Villa Kunterbunt ist wie der Name schon sagt kunterbunt. Enzo und Martina nehmen nur MotorradfahrerInnen auf, aber zurzeit ist kein Motorradfahrer hier mit dem ich mich austauschen könnte.

23.05.

 

Nach dem Frühstück vom Bäcker nebenan, kläre ich mit Martina und Enzo die Termine zum Verschiffen ab, habe aber auch einen Kontakt zu Anibal nach Punta Arenas, der mein Motorrad gerne kaufen möchte. Enzo rät ab und Anibal sagt „gar kein Problem, da Punta Arenas eine Freihandelszone ist“. Tja, würde ja gerne noch Richtung Süden durch Patagonien reisen, aber es ist bereits unangenehm kalt und ich habe keine Ahnung wie weit ich nach Süden mit dem Motorrad noch fahren kann.

Erkunde erstmal Valparaiso und finde die Gegensätze schlechthin. Aus meiner Sicht stimmen die Preis-Leistungsverhältnisse nicht. Für das was man hier bekommt, bezahlt man zu viel oder für das was man bezahlt, bekommt man nicht viel. Arme Häuser neben reichen Häusern und gleiches gilt für die Menschen. Und die Frauen hatte ich gehört, sollen in Chile besonders gut aussehen. Die Frauen in Kolumbien waren da aber wesentlich beeindruckender und die Männer auch. Mit einem der 30 typischen Schrägaufzüge fahre ich hoch zum Hostal und genieße die Aussicht auf Valparaiso im Abendlicht.

Valpo ist bekannt als zweitgrößte Hafenstadt Chiles nach San Antonio und schlägt jährlich rund 10 Millionen Tonnen Güter um. Die Häuser der Stadt sind am Ufer entlang gebaut und ziehen sich auf die steilen Hügel hinauf und das bedingt im Unterschied zu anderen chilenischen Städten einen höchst komplizierten Straßenverlauf mit vielen verwinkelten Einbahnstraßen, die mein Navi nicht drauf hat. 42 besiedelte Hügel hat Valparaiso mit vielen Häusern, die nur aus einem Holzgerüst mit Lehmziegelwänden bestehen, die Fassade und das Dach ist meist aus Wellbelch. Die Einwohner definieren sich über diese Viertelhügel, zu denen die uralten Schrägaufzüge die steilen Schienen entlang rattern und gewundene Treppen hinab zum Wasser führen.

Nach drei Tagen heftigem Regen scheint endlich wieder die Sonne und Oliver aus Frankreich fährt mit seinem Motorrad zurück nach Argentinien, weil ihm die Verschiffung zu teuer ist. Er will sehen, ob er es dort „entsorgen“ kann. Und Jörg aus Hamburg verschifft sein Schätzchen in seinen Heimathafen. Ich breche am nächsten Tag nach Santiago de Chile auf.