Patagonien/Südchile (07.06. - 17.06)

Erste Station auf den nächsten 2.678 Kilometern durch Patagonien im Süden von Chile ist das Handwerker-Dorf Pomaire. Bereits am frühen morgen haben einige der vielen über Generationen existierenden Töpferwerkstätten geöffnet und warten auf das Eintreffen der Touristen, die dunkelbraune Tontöpfe, bunte Vasen, helle Teekanne mit großen Rundgriffen u.v.m. geboten bekommen.

Vom unbeheizten Hostal Bahia geht es direkt an den sonnigen Strand von Pichilemu und ein Stück raus aus dem kleinem Stranddorf an die Kliffs bis zum wunderschönen Sonnenuntergang.

Entlang der Weinstraße (Ruta del Vino) durchs Colchagua-Tal, in der sechsten Region Chiles, fließt der Tinguiririca-Fluß (Río Tinguiririca), aus dem fruchtbare Täler entstehen und die Weinreeben einen idealen Platz zum Wachsen finden.

In der Stadt Santa Cruz, die Chile in der ganzen Welt mit dem Weinanbau berühmt gemacht hat , gehe ich ins Colchagua Museum (Museo de Colchagua), in dem es ganz unterschiedliche Dinge zu sehen gibt: in Bernstein konservierte Insekten, Tierskelette in großen Dimensionen, Werkzeuge von Ureinwohnern, die diese und andere Regionen Lateinamerikas bewohnt haben, Waffen aus verschiedenen Epochen sowie historische Autos, Kutschen, antike landwirtschaftlichen Maschinen und sogar eine komplette Dampflok, einschließlich Lokomotive und Personenwaggon und schließlich die Rettung der 33 chilenischen Bergbauarbeiter, die im August 2010 aus dem bisher tiefsten verschüttenten Untertagebau befreit werden konnten.

Anschließend geht es über Stunden immer geradeaus entlang der schneebedeckten Anden nach Pucon und in ein Hostal, dass zwar eine heiße Dusche versprochen hat, dem aber das Gas ausgegangen ist. Ich bleibe einen Tag in Pucon unterhalb des 2.847 Meter hohen schneebedeckten und aktiven Vulkans Villarrica, wechsel in das nette Hostal Carmen (Arauco 460) und spaziere zum Lago Villarrica.

Eine Bäckerei mit den unterschiedlichsten leckeren Kuchen, eine kleine Kirche und die Nationalblume von Chile "Copihues" am Straßenrande finde ich auf dem Weg nach Panguipulli.

Und ein letzter Blick auf den Vulkan bei immer schlechter werdendem Wetter und immer grüner werdenden Wiesen, Sträuchern und Bäumen. Wären nicht die Häuser und Schilder in Spanisch könnte man meinen man befindet sich in Deutschland. Es ist faszinierend wie sich Chile vom Norden mit Wüstenlandschaft bis in den Süden nach Patagonien verwandelt hat.

Angekommen in Puerto Montt regnet es immer noch und so geht es nach dem Essen relativ schnell weiter nach Puerto Varas. Mein Motorrad wird heute bis Puerto Natales reisen und dann nach Puerto Arenas gebracht und dort bleiben. So macht es den ganzen Weg bis an das sogenannte Ende der Welt und wird dort bleiben. Und ich brauche nicht mehr nach Valparaiso zurück und für Kiste (ca. 530 €), Verschiffung (ca. 700 €) und Auslösung in Deutschland (ca. 250 €) zahlen. Zudem wird es beim Zoll ausgetragen und ich bekomme Nummernschild und Zollunterlagen nach Deutschland geschickt. Für mich die beste Lösung.

Die gebuchte Bustour enthält einen Besuch der Brauerei Kunstmann, wo es auch ein schmackhaftes Essen gibt, den Besuch der kleinen am See liegenden und von deutschen besiedelten Stadt Frutillar mit deutscher Beschriftung über den Geschäftseingängen und süddeutsch aussehenden Häusern.

Und zum ersten Mal seit langer Zeit finde ich bei einem Tankstellenstopp Taschentücher. Gerade im richtigen Moment, in dem ich eine schlimmere Erkältung habe verhindern können. Hier liegt zwar kein Schnee, es ist aber bitter kalt, regnet in Strömen und sehr windig. Ich bin wirklich froh, dass ich hier kein Motorrad mehr fahre, aber das bedeutet auch, dass ich viel unflexibler bin.

In einem kleinen Haus komme ich zusammen mit Nick (Neuseeland), Justin (Florida/USA), Carls (UK), Tanja und Pedro (beide Reiseleitung) direkt gegenüber vom Salto el Laja Wasserfall unter, deren Besuch gleich am nächsten Morgen ansteht.

Und ein paar Postkarteneindrücke von Patagonien:

Auf dem Weg nach Santiago wird der Besuch einer Weinkellerei mit Weinprobe angeboten, die wir nicht ausschlagen. Auf dem Gelände ist ein Stahlbehälter ausgestellt, der 2010 durch das weltweit zweitstärkste Erdbeben völlig vernichtet wurde, genauso wie die Kirche neben an, die mittlerweile wieder aufgebaut wurde. 3,5 Minuten dauerte das Erdbeben und es hat viele Häuser vernichtet, Landschaften und Dörfer wurden durch den darauffolgenden Tsunami überschwemmt und es hat Menschenleben gekostet. Überall auf der Fahrt sieht man rechts und links am Straßenrand noch beschädigte oder zusammengefallene Häuser. Chile ist ein sehr erdbebenreiches Land und die Kinder lernen hier bereits in der Schule wie man sich in solchen Situationen verhalten sollte, auch wenn es dann in der Realität noch einmal etwas ganz anderes ist. Nach der Weinprobe geht es zurück nach Santiago und ins Hostal Bellavista.

Im Centro Cultural Palacio de la Moneda schaue ich mir eine Ausstellung zum Thema „Indien“ an und das ein oder andere Foto von Thomas Munita erinnert mich an Bilder, die ich gesehen habe auch wenn Indien nochmal ganz anders ist.

Schlendere durch Santiago de Chile und merke, dass ich meine letzten Wochen nicht in einer Großstadt verbringen will,

auch wenn zwischen durch für ein paar Stunden die Sonne scheint und die Kolibris dies intensiv zur Nektarsuche nutzen.

die Polizisten, die vor 20 Jahren in der Diktatur unterdrückt wurden, bei der chilenischen Bevölkerung hoch angesehen und sehr freundlich und hilfsbereit sind.

Mit Blick auf die Berge rund um Santiago entscheide ich mich kurzfristig noch nach Argentinien zu reisen.