Mendoza/Argentinien (17.06.-24.06)

17.06.

 

Der Pass über die Anden von Santiago de Chile nach Mendoza in Argentinien ist wegen Schneefalls gesperrt und da es noch die ganzen nächsten Tage regnen und in den Anden Schnee fallen soll, entscheide ich mich kurzfristig zu fliegen.

Im Internet finde ich eine deutsche Seite, die Flüge vermittelt und so glaube ich mich auf der sicheren Seite zu befinden, was das Verstehen des Buchungsvorgangs und der Bezahlung angeht. Es wird jedoch ein extrem ärgerliches Erlebnis, dass ich so auf meiner ganzen Motorradreise noch nicht erlebt habe:

Ich buche einen Flug bei flug24.de von Sonntag auf Sonntag und bekomme statt einer Buchungsbestätigung nur eine E-Mail mit dem Titel „verbindliche Buchungsanfrage“, auf der eine Servicegebühr von 19,73 € vermerkt ist, die vorher nicht offensichtlich war und erst nach der Buchung erscheint. Zudem die Überschrift „Verbindliche Buchungsanfrage“. Was soll diese Wortspielerei? Anfragen sind nicht verbindlich, es sei denn es sind Angebote, dann könnten sie das auch schreiben. Und eigentlich glaubte ich eine Buchung mit dem Button „buchen“ vorgenommen zu haben und keine Reservierung. Noch kommt mir das ganze nicht spanisch vor und auch die Servicegebühr kann ich verkraften. Da ich am 14. abends buche und am 17. morgens fliegen will, bin ich über den Hinweis dass sich Flug24.de bei Verzögerungen meldet dankbar und beruhigt. Als allerdings am späten Nachmittag vor meinem Abflug immer noch keine Antwort und kein E-Ticket in der Mail ist, beginne ich im Internet nach Beurteilungen unter „Wie seriös ist flug24.de“ zu suchen und bekommen vier Seiten mit Horrorgeschichten geliefert und 99 % raten davon ab, auf dieser Internetseite zu buchen. Das macht mich ganz schön nervös, aber noch hoffe ich, dass mir sowas nicht passiert, immerhin waren auch zwei positive Erfahrungsberichte darunter und irgendwo der Hinweis, dass man das E-Ticket am Flughafenschalter bekommt. Da ich nichts außer der Buchungsanfrage in der Hand habe, fahre ich mit dem Taxi frühzeitig zum Flughafen und erfahre, dass zwar mein Flug reserviert, dieser aber gleich wieder storniert wurde. Warum? Unglaublich! Das lasse ich mir gleich schriftlich geben. Und es wurde kein andere Flug für mich gebucht. Mich hat Flug24 weder über E-Mail, SMS oder Telefon informiert. Der nette Mann hinter dem Flughafenschalter in Santiago de Chile bestätigt mir noch, dass das ein Fehler von Flug24 ist und ihnen die Stornierungskosten in Rechnung gestellt werden. Jetzt glaube ich auch, dass ich es hier mit einem Unternehmen zu tun habe, denen ich besser nicht meine Kreditkartendaten gegeben hätte. Buche denselben Flug mit genau denselben Daten direkt am Schalter ohne Servicegebühren und lasse lieber meine Kreditkarte sperren und das zwei Wochen vor meinem Heimflug.

Eigentlich wäre das heute schon Abenteuer genug, aber dann verspätet sich der Flug um satte vier Stunden, in denen ich wenigstens ein kostenloses Sandwichs plus Getränk bekomme und am nächsten Morgen werde ich und die anderen Hostelgäste (Mendoza Backpackers, San Lorenzo 19) um 5:36 Uhr durch ein Erdbeben wachgerüttelt. Noch bevor wir aus dem Haus und auf die Straße laufen können, ist es auch schon wieder vorbei. Bis lang hat auf meiner Abenteuerreise die Erde um die Anden schon Mal unmerklich gebebt, aber nie so stark, dass ich wirklich sicher war. Zumal die Menschen es als normal und gegeben hinnehmen und bei kleineren Beben keine Notiz davon nehmen, geschweige denn darüber sprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich innerhalb von sechs Wochen ein Erdbeben erlebe, war eben sehr groß und ich hoffe, dass dies nicht beim Start oder Landen meines Fluges wieder passiert.

Über Facebbook erfahre ich von Heike, dass der Artikel über mein Motorradabenteuer in der peruanischen Motorradzeitschrift  „Perú deportes“ erschienen ist. Diana von BMW Motorrad in Lima hatte ihnen von mir erzählt und so haben wir im April ein Interview über meine lebensgefährliche Tour in Ecuador  und durch Peru  geführt.

Interview in Lima/Peru am 13.04.2012

19.06.

  

Die offenen Kanäle am Straßenrand führen Wasser aus den Anden zur Bewässerung der vielen schattenspendenden Bäume in den Straßen und kleinen Parks von Mendoza. Die vielen Blätter lassen einen kaum vermuten, dass man sich mitten in der Wüste befindet. Ohne die Bäume wäre Mendoza im Sommer die Hölle, mit ihnen aber ist es eine der schönsten Städte Argentiniens. Mit netten Cafés und Restaurants mit Außensitzbereichen, vier kleinen Plazas (Chile, San Martin, Italia und España) um den Plaza de Independencia, einer Einkaufsmeile und jeder Menge Nachtleben, wenn man denn möchte. Rund um Mendoza werden Wein und Oliven angebaut und so ist der Besuch einer Winzerei natürlich Pflichtprogramm. Während mir die Weine aus dem traditionellen Weinanbau nicht schmecken, ist der Wein der zweiten und modernen Winzerei „Vistandes“ sehr schmackhaft und hat internationale Preise gewonnen.

Auf der gebuchten Weinrundfahrt besichtige ich auch eine Olivenfabrik, die ihr Olivenöl weiterhin mit alten Malsteinen herstellen, wenn die moderne Maschine gereinigt werden muss. Und das unterschiedliche Olivenöl darf mit Weißbrot getestet werden.

Der 20.06. ist Fahnenfeiertag in Argentinien. Das erfahre ich aber erst, als ich vergebens versuche eine offene Wechselstube zu finden. An der Rezeption rät man mir, dass Geld „auf der Straße“ zu wechseln. Das aber wollte ich eigentlich vermeiden, weil das Auswärtige Amt von falschen Hundertern berichtet. Da ich aber morgen früh vor der Tour zum höchsten Berg Amerikas nicht mehr zum Geldwechseln komme, gehe ich zurück zu den Geldwechslern und nachdem wir uns über den Wechselkurs einig sind, verlange ich nur Fünfziger und keine Hunderter. Das lässt das Geschäft platzen. Mindestens einen Hunderter will er mir trotz der unzähligen kleinen Scheine in seiner Hand geben. Da hole ich das Geld dann doch lieber am Geldautomaten, der mir allerdings auch zwei Hunderter ausgibt, die jedoch auf den ersten Blick alle Sicherheitskriterien erfüllen.

Den Feiertag nutze ich für einen Rundgang durch die Stadt. Neben einem kleinen Oldtimertreffen, sehe ich jede Menge „Oldtimer“ über die Straßen rattern.

Fange herbstliche Eindrücke von Mendoza mit der Kamera ein und schaffe es nach fünf Stunden Fußweg nicht mehr, auch noch mit Lea (aus Australien), Jenni (aus Deutschland), Ed (aus UK) und Will (aus Hawai) zur Pizza-Party zu gehen. Gestern waren wir gemeinsam unterwegs und es ist spät geworden.

Ruta 7/Argentinien

21.06.

 

Mit dem Sonnenaufgang geht es auf die Ruta 7 von Mendoza/Argentinien in Richtung chilenische Grenze mit kurzem Stopp in Uspallata.

Je weiter man in die Anden kommt, desto mehr Schnee liegt bereits jetzt Ende Juni auf den Bergen

und auf der Straße, die zum Grenzübergang führt, der immer öfter wegen Schneefalls gesperrt ist, bis er im Juli-August nicht mehr befahrbar wird.

Der mit 6.964 Metern höchste Berg „Aconcagua“ Amerika und hinter den Himalayagebirgen liegt gefangen in Wolken.

Es geht zurück zum Naturmonument Puente del Inca. Die natürliche Brücke aus Stein haben wahrscheinlich bereits die Incas zur Überquerung genutzt. Und während dies einmal die letzte Bahnstation auf dem Weg zur Grenze und eine Weiterreise nur mit Mauleseln möglich war, gibt es heute eine geteerte Straße. Das für die damaligen Reisende durch eine Lawine zerstörte einfache Hotel wurde im Gegensatz zur nebenstehenden Kirche nicht wieder aufgebaut.

Und dann habe ich doch tatsächlich einen Condor am Himmel gesehen und wünsche mir im Stillen, dass ich noch einen sehen werde und Zeit bleibt ihn auch zu fotografieren. Da ich ein Glückskind bin gehen solche Wünsche bei mir natürlich in Erfüllung und kurze Zeit später bleiben gleich zwei Autos am Straßenrand spontan stehen, weil dort fünf Condore am Straßenrand sitzen und zwei sich aus einer sicheren Entfernung fotografieren lassen.